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Mein Weg zur Barrierefreiheit

Veröffentlicht am von Robin Schuler
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Mein Weg zur Barrierefreiheit begann mit einem Zufall – und einer Lektion, die ich eigentlich schon aus meiner Kindheit hätte kennen müssen.

Im neuen Job lief alles wie geschmiert: gutes Gehalt, ein spannendes Projekt in Aussicht und jede Menge neue Technologien. Dann stand da noch „Barrierefreiheit“ auf der Liste. Ich dachte mir: „Kein Thema, das machen die Leads. Ich bin ja nur Junior.“ Schnell ein paar Fakten gegoogelt, um nicht komplett unvorbereitet zu wirken, und das war’s.

Doch einen Tag vor Projektstart kam der Schock: Mein Bizeps reißt – ein Unfall, der meinen Einstieg um ein halbes Jahr verzögerte. Als ich endlich ins Projekt kam, waren die Grundzüge bereits fertig und ich machte mich direkt an die Features. Barrierefreiheit? Für mich ein Randthema. „Das Designsystem wird das schon richten“, dachte ich damals.

Mit der Zeit wurde ich immer verantwortlicher für die Frontends. Dann kam der Punkt, an dem wir Barrierefreiheit auf AAA-Niveau brauchten, um zu releasen. Da wurde klar: Ich muss mich intensiv einarbeiten. Tab-Navigation testen, Zoom ausprobieren, Kontraste prüfen, verschiedene Bildschirmgrößen simulieren. Die Fehlerliste? Riesig. Selbst nach den ersten Fixes wurde sie kaum kürzer.

Mit jedem Test rückte die Maus mehr in den Hintergrund. Stattdessen habe ich fast ausschließlich mit der Tastatur gearbeitet. Und genau da kam die Ernüchterung: Selbst bekannte Seiten hatten massive Mängel. Bei der Google-Suche war der Haupt-Link nicht in der Tab-Reihenfolge. Bei anderen Seiten blockierten Pop-ups die Bedienung und oft war nicht einmal klar, wo der Fokus gerade lag. Wie kann das sein?

Diese Erfahrung hat meine Sichtweise komplett verändert. Dabei hätte ich es eigentlich besser wissen müssen. Als Kind war ich eine Zeit lang auf einen Rollstuhl angewiesen. Unsere Schule hatte keinen Aufzug, also haben mich ältere Schüler samt Rollstuhl die Treppen hochgetragen. Als Kind noch ganz witzig, für Erwachsene definitiv nicht würdevoll.

Heute sehe ich Websites mit ganz anderen Augen. Kontrastfehler, unlogische Anordnungen – solche Dinge fallen mir sofort auf. Das Erste, was ich teste, ist immer: Kann ich alles mit der Tastatur bedienen?

Barrierefreiheit ist kein „Nice-to-have“, sondern essenziell. Besonders in der Entwicklung sollte eine funktionierende Tastaturbedienung selbstverständlich sein – doch die Realität sieht oft anders aus.

Wie sieht’s bei euch aus? Habt ihr eure Website schon mal nur mit der Tastatur getestet? Probiert’s mal aus – die Ergebnisse könnten euch überraschen.


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